Tagesecho „Die Deutschen und ihre Nachbarn“: Tschechien-Band erschienen

18-12-2009 16:48 | Christian Rühmkorf

„Die Deutschen und ihre Nachbarn“, so heißt eine neue Buchreihe, die von niemand Geringerem herausgegeben wurde, als von Helmut Schmidt und Richard von Weizsäcker. Seit kurzem liegt nun auch der Band „Tschechien“ vor. Verfasst hat ihn der Berliner Literaturprofessor und intime Tschechien-Kenner Hans Dieter Zimmermann. Nun stellte er das Buch zusammen mit Richard von Weizsäcker in Berlin der Öffentlichkeit vor. Christian Rühmkorf war für Radio Prag dabei.

Helmut SchmidtHelmut Schmidt „Kein Nachbarland ist den Deutschen so nah und so fern wie Tschechien. Mit Tschechien verbindet Deutschland eine doppelte Nachbarschaft. Die längste Grenze zu einem fremdsprachigen Land hat Deutschland nicht mit Polen oder Frankreich, sondern mit Tschechien, das in großem Bogen nach Sachsen und Bayern hineinreicht, vom Erzgebirge bis zum Böhmerwald. Nachbarn sind Deutschland und Tschechien aber auch in einem anderen Sinn…“

Literaturprofessor Hans Dieter Zimmermann las am Mittwoch in der Berliner Bosch-Repräsentanz aus seinem neuen Buch „Tschechien“. Es ist erschienen in einer zwölfbändigen Reihe, die den Titel „Die Deutschen und ihre Nachbarn“ trägt. Zwar ist Tschechien ein relativ kleines Land. Umso ausgeprägter jedoch - im Guten wie im Schlechten – waren und sind seine Beziehungen zum deutschen Nachbarn.

Für den Mitherausgeber und früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ist die Zeit reif für eine solche Buchreihe. Denn die längste Zeit war das Verhältnis Deutschlands zu seinen Nachbarn schwierig und konfliktreich:

Richard von WeizsäckerRichard von Weizsäcker „Und dass wir nun heute zum ersten Mal in unserer Geschichte mit allen unseren Nachbarn in Frieden leben, das ist das eigentlich, wirklich tief wohltuende und die böse Geschichte quasi geradezu widerlegende Faktum, was uns hier in Europa verbindet. Und wenn wir in diesen einzelnen Bänden vor allem darüber nachlesen können, was diese Nachbarstaaten denn immer uns gegenüber empfunden haben, was sie erlebt haben, dann lernen wir daraus Entscheidendes für unsere eigene Geschichte und das wird, wie wir hoffen, auch Europa im Ganzen zugute kommen.“

Der Tschechien-Band ist keine chronologische Nacherzählung von Ereignissen. Er steigt im für die tschechische Nationalbewegung so wichtigen 19. Jahrhundert ein und schlägt erst dann den großen Bogen zwischen nebeligen Gründungsmythen und rauer Realität des 20. Jahrhunderts. Der Autor Hans Dieter Zimmermann kennt Tschechien seit 40 Jahren aus nächster Nähe. Seit 1970 setzte er sich für die in der Tschechoslowakei verfolgten Schriftsteller ein, wurde wenige Jahre später festgenommen und erhielt Einreiseverbot. Das Buch ist Zimmermann eine Herzensangelegenheit:

Hans Dieter ZimmermannHans Dieter Zimmermann „Ja, es ist aus Sympathie, man kann auch sagen, aus Liebe zu den Tschechen geschrieben. Und das kommt natürlich aufgrund meiner Lebenserfahrung. Ich habe eben sehr früh, also ab 1970, als ich nach Prag fuhr, hervorragende Tschechen kennen gelernt, liebenswerte Menschen, tapfere Menschen – also etwa die verfolgten Schriftsteller. Und ich habe dann auch erst nach und nach das Schicksal dieses Volkes kennen gelernt. Und das habe ich dann mit Anteilnahme zu schildern versucht. Denn es ist nicht einfach gewesen für die Tschechen, sich in tausend Jahren europäischer Geschichte zu behaupten. Und insofern, glaube ich, war es für mich – ich möchte sagen – wie die Biografie eines Volkes.“

Die Reihe „Die Deutschen und ihre Nachbarn“ ist im C.H. Beck-Verlag erschienen. Der Band Tschechien hat 256 Seiten und kostet gebunden 18 Euro.