PYemysl-Pitter-Medaille in Iglau verliehen
Am 10. November 2008 wurde die "PYemysl - Pitter - Medaille" im gotischen Sitzungssaal des Iglauer Rathauses an die Fremdsprachige Bibliothek der Polytechnischen Hochschule und den Iglauer Regionalkulturverband (Verband der deutschen Minderheit in Jihlava) verliehen. Die Auszeichnung wurde vom Nadaní Fond PYemysla Pittra a Olgy Fierzové (PYemysl Pitter und Olga Fierz -Stiftungsfonds) mit Sitz in Prag vorgenommen, sie war zuvor vom international besetzten Verwaltungsrat für die langjährige Förderung und Weiterentwicklung der tschechisch - deutsch -österreichischen Beziehungen beschlossen worden.

Die Preisverleihung fand unter der Teilnahme und Schirmherrschaft des ersten stellvertretenden Senatspräsidenten des Tschechischen Parlaments Dr. Petr Pithart statt, der auch die Laudatio hielt. Außer der Hauptgeschäftsführerin des Stiftungsfonds, Dr. Markéta Pánková, nahmen an der Preisverleihung in Jihlava als Ehrengäste der tschechische Schulminister OndYej Liaka, der deutsche Botschafter Helmut Elfenkämper, der Kulturrat der österreichischen Botschaft Prag Walter Persché und der Iglauer Oberbürgermeister Jaroslav Vymazal teil.

PYemysl Pitter (geb. 1895 v Prag, gest. 1976 in Zürich) war ein weltweit anerkannter Humanist, christlicher Denker, Pädagoge und bedeutender Vertreter des tschechischen Exils. 1933 gründete er das Kinderheim Milíov dom (Militsch-Haus) in Prag-}i~kov. 1938 wurden im Militsch-Haus in seinem Erholungsheim Mýto bei Rokycany Kinder aus verfolgten jüdischen Familien, aber auch tschechische und einige deutsche Kinder aufgenommen, die mit ihren antifaschistischen Eltern aus dem besetzten Sudetenland geflüchtet waren. Während der Zeit des Protektorats (ab 15. März 1939 - 1945) nahm er jüdische Kinder in Prag - }i~kov in seine Obhut, bevor sie mit ihren Eltern deportiert wurden. Unmittelbar nachdem ist PM emysl Pitter durch die Rettungsaktion "Schlösser" (genannt nach den tschechischen Schlössern in `tiYín, Oleaovice, Kamenice und Lojovice) bekannt geworden. Durch diese Aktion ist es PYemysl Pitter und seinen Mitarbeitern gelungen, nicht nur mehr als 200 jüdische Kinder zu retten, die aus Konzentrationslagern zurückkehrten und keine Familien mehr hatten, sondern auch die Rettung von rund 600 deutschen Kindern aus den tschechischen Internierungslagern, die durch die Wirren der gerade durchgeführten Vertreibung ihre Eltern verloren hatten. Als er 1951 Kenntnis von seiner bevorstehenden Verhaftung durch den kommunistischen Staatssicherheitsdienst erhielt, flüchtete er nach West-Deutschland. In Deutschland arbeitete er mit den Radiosendern BBC, Radio Freies Europa und Radio Rom zusammen und so geholfen, unabhängige Nachrichten in die damals kommunistische Tschechoslowakei zu verbreiten. Später entschied er sich für die geistliche Arbeit als Pfarrer im Lager "Válka" in Nürnberg-Langwasser. In dies em Auffanglager für Ausländer betreute er tschechische Emigranten. 1966 wurde Pitter von der israelischen Regierung mit der Medaille für seine Rettungsaktion ausgezeichnet und er pflanzte in Jerusalem an der "Allee der Gerechten" einen Baum. 1973 erhielt er vom deutschen Bundespräsidenten Heinemann das Bundesverdienstkreuz I. Klasse.

23.12.2008
© Newsletter der Deutschen Botschaft Prag - Dezember 2008