[19.11.2008] - Tagesecho - Martin Jarde
Sprach-Tandem mal anders – beim Uni-Projekt aus Regensburg und Prag
Sprach-Tandems sind unter Studenten sehr beliebt. Jeweils zwei Studenten
aus verschiedenen Ländern tun sich zusammen, um die Sprache des jeweils
anderen leichter zu erlernen. Ein Tandem-Projekt, das gibt es nun auch an
der Universtität Regensburg. Allerdings geht es hier noch um viel mehr:
Deutsche und tschechische Studenten sollen innerhalb eines Jahres tiefer in
die Gesellschaft und Kultur des jeweiligen Nachbarlandes eintauchen. Vor
kurzem wurde der zweite Jahrgang des Projekts gestartet. Martin Jarde hat
sich deshalb mit Lenka Nerlich getroffen, die die Tandem-Gruppen in
Regensburg betreut.
Frau Nerlich, Sie sind Betreuerin des Tandem-Projekts in Regensburg. Was
kann man sich unter dem Projekt vorstellen?
„Die Idee, die dahinter steht, ist ein Austausch - und zwar ein
Austausch zwischen Studenten, in unserem Fall von der Prager und der
Regensburger Universität. Dieser Austausch soll nicht dazu da sein,
einfach nur freie Zeit miteinander zu verbringen. Er soll vielmehr dazu
dienen, an gemeinsamen Themen zu arbeiten. Die Themen sind im Bereich der
Kulturwissenschaft angesiedelt. Jeder Student darf sich ein Thema aus einem
breiten Spektrum aussuchen, die Palette reicht von Gesellschaft über
Geschichte bis hin zur Wirtschaft. Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass der
Student eine Woche lang im Nachbarland recherchieren soll, das heißt er
muss unter die Leute gehen und Menschen befragen, die mit seinem Thema zu
tun haben.“
Es gibt ja viele Austauschprogramme für Studenten. Was ist denn das
Besondere an diesem Tandem-Projekt?
„Das Gemeinschaftliche: Ein Student kann nicht ein anderes Thema
bearbeiten als der andere. Das ist der springende Punkt: Die Studierenden
müssen zusammenarbeiten, sie kommen nicht ohne einander aus. Ein
Tandem-Austausch ist durchaus eine gute Sache, aber die Leute haben dabei
eher lockeren Kontakt. Wir haben eine feste Struktur, kein Student kann
ohne seinen Partner arbeiten.“
Was ist das Ziel von dieser Art Tandem? Kann man sie als eine Art
besonderen Sprachkurs ansehen?
„Die Sprache ist eigentlich ein Nebenprodukt. Natürlich lernt man in
der Woche, in der man in Prag ist, sehr viel. Man spricht ja praktisch nur
Tschechisch oder Deutsch. Aber im Vordergrund steht das Eintauchen in die
Gesellschaft, das Kennenlernen der Gesellschaft des anderen Landes. Es
entstehen viele Freundschaften zum einen zwischen den Tandem-Partnern und
zum anderen zwischen den Studenten und den Interviewpartnern ihres
Projekts. Ich denke, dass Sprache schon wichtig ist, aber die deutschen
Studierenden loben vor allem die Kontakte, die sie knüpfen können und den
bleibenden Kontak zu Tschechien.“
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL: http://www.radio.cz/de/artikel/110473
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