[22.10.2008] - Tagesecho - Martin Jarde
Tschechisch-Deutsche Kulturtage 2008 – Brücken statt Mauern bauen
Lachen Tschechen und Deutsche über dieselben Dinge? Und wie klingt
eigentlich tschechischer Rap? Sollten Sie auf diese Fragen jetzt keine
Antwort wissen – keine Panik! Die zehnten Tschechisch-Deutschen
Kulturtage in Dresden und Ústí nad Labem wollen genau dies ändern. Das
diesjährige Angebot ist groß: 165 Veranstaltungen laden die Besucher zum
Hören, Sehen und Staunen ein.
Bei einer Lesung, die im Vorfeld der Kulturtage stattfand, präsentierte
der in Prag geborene Bühnenliterat Jaromír Konečný vor einer Gruppe aus
Dresden lustige Kurzgeschichten im Rahmen eines Abendessens in einem Prager
Wirtshaus:
„Und so war Mančinka bis zu mir gekommen, fuhr an mir vorbei und ich
sah, wie an einem ihrer beiden Ski, direkt hinter ihrem Stiefel, ein
riesiger Kothaufen klebte. Ein Haufen, so groß wie ein Gewicht, wie es
Jaroslav Verchlicky in einem seiner Gedichte schreibt.“
Derb und abstoßend. Diese Erfahrungen mit dem tschechischen Humor machte
letzte Woche die Damen und Herrn aus Dresden. Im Vorprogramm der
Tschechisch-Deutschen Kulturtage war die Gruppe nach Prag zu einer
literarischen Stadtführung gekommen. Dort ging sie auf Spurensuche von
Autoren, die Tschechen wie Deutsche mit ihren Werken bis heute bewegen. Das
Festival möchte aber noch mehr bewirken. Oda Sommermeier von der
Brücke/Most-Stiftung, dem Hauptveranstalter der Kulturtage:
„Unser Festival der Tschechisch-Deutschen Kulturtage möchte nicht nur
an die Jahrhunderte alten und vielfältigen kulturellen Verbindungen
zwischen Sachsen und Böhmen anknüpfen, sondern auch eine aktive
grenzüberschreitende Kulturarbeit in beiden Regionen vertiefen.“
Zu den Früchten dieser Kulturarbeit gehört Musik aller Genres, Theater-
und Filmprojekte sowie Ausstellungen in den Bereichen Malerei, Architektur
und Literatur. Und auch der Dialog zwischen den Menschen beider Länder
soll gefördert werden. Möglichkeiten dazu bieten Diskussionen und
Workshops. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dieses Jahr auf geschichtlichen
Themen, wie Oda Sommermeier hervorhebt:
„Im Jahr 2008 haben wir das Jahr der Jubiläen mit der Acht. Wir haben
verschiedene Veranstaltungen die sich den Ereignissen aus den Jahren 1918,
’38, ’48 und ’68 widmen.“
Und nicht nur die Acht hat Jubiläum, auch das Festival selbst. Es feiert
dieses Jahr seinen 10. Geburtstag. Sogar der tschechische Staatspräsident
Václav Klaus wird daher zu den Kulturtagen kommen und diese am Donnerstag
in der Dreikönigskirche in Dresden feierlich eröffnen. Dies zeigt,
welchen Stellenwert das Festival mittlerweile erlangt hat. Bühnenliterat
Jaromír Konečný, der selbst schon öfters bei den Kulturtagen in Dresden
sowie in Freiburg aufgetreten ist, bringt dies auf den Punkt:
„Ich sehe in Freiburg und Dresden diese wahnsinnige Begeisterung für
die tschechische Kultur, die Veranstaltungen sind immer voll und ich denke,
es muss etwas bringen. Die Leute sehen, wir sind irgendwie gleich, wir
mögen dieselben Sachen und wir lachen bei den selben Sachen. Das ist immer
besser, als wenn wir zwischeneinander eine Mauer stehen haben.“
Das Festival dauert vom 24. Oktober bis zum 16. November. Weitere
Informationen und Hinweise zum Programm finden Sie auf der Homepage der
Tschechisch-Deutschen Kulturtage unter
www.tschechische-kulturtage.de.
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL: http://www.radio.cz/de/artikel/109576
© Copyright 1996, 2008 Radio Prague
All rights reserved.