[29.09.2008] - Tagesecho - Martina Schneibergova
Im Schatten ihres Mannes: Ausstellung über Emilie Schindler in Prag
Dank dem mehrfach preisgekrönten Spielberg-Film „Schindlers Liste“ ist
ihr Mann weltbekannt geworden. Sie tauchte im Film zwar auch auf, aber
über ihren Anteil an der Rettung von mehr als 1200 Juden während der
Nazi-Zeit weiß die Öffentlichkeit nicht viel. Mehr über Emilie Schindler
und ihren Einsatz für die Juden kann man in einer Ausstellung erfahren,
die vorige Woche im Haus der nationalen Minderheiten in Prag eröffnet
wurde.
Emilie Schindler stammte aus dem mährischen Malotín / Alt-Moletein. Sie
spielte eine wichtige Rolle bei der Verlegung der Fabrik ihres Mannes aus
Polen in das mährische Brněnec / Brünnlitz im Herbst 1944. In ihrer
Heimatregion gelang es ihr dank alter Bekannter ein Netzwerk aufzubauen, um
Lebensmittel für die jüdischen Häftlinge zu besorgen.
Dies alles erfährt man in der Ausstellung. An der Vernissage teil nahm
auch Senator Václav Koukal, der einige Jahre lang Bürgermeister von
Svitavy / Zwittau, der Geburtsstadt von Oskar Schindler war. Die Zwittauer
haben Koukal zufolge 1992 die Geschichte von Oskar Schindler für sich
entdeckt. Emilie Schindler ist aber daraus nicht wegzudenken, sagt der
Senator. Er macht noch auf ein wichtiges Ereignis aus dem Leben von Emilie
Schindler aufmerksam:
„Im Januar 1945 erreichte Zwittau ein Transport mit etwa 100 jüdischen
Zwangsarbeitern. Die Fabrik brauchte die Arbeiter nicht, und die
Viehwaggons mit den Menschen blieben auf dem Bahnhof stehen. Nach einer der
Versionen wollte ein SS-Offizier die Juden erschießen. Schindler beorderte
jedoch den Transport weiter nach Brněnec / Brünnlitz, wo er die Leute in
seiner Fabrik beschäftigen wollte. Als die Waggons ankamen, waren sie fast
eingefroren. Einige der Menschen haben die Odyssee nicht überlebt. Die
Toten wurden dank Schindler nach jüdischem Ritus bestattet. Um die
Überlebenden kümmerte sich Emilie Schindler. Ich meine, dass es richtig
ist, an Emilie Schindler zu erinnern, denn sie hatte selbst kein leichtes
Leben mit ihrem Mann. Und sie war eine Art Engel, der den Menschen zu
überleben half.“
Die Ausstellung über Emilie Schindler wird auf Initiative des
Kulturverbands der Bürger deutscher Nationalität der Tschechischen
Republik in der Zusammenarbeit mit dem Sudetendeutschen Büro in der
tschechischen Hauptstadt im Prager Haus der nationalen Minderheiten
gezeigt. Der Leiter des Büros Peter Barton dazu:
„Das Leben von Emilie Schindler ist ein phantastisches Beispiel dafür,
dass oft Leute, die in sehr einfachen Verhältnissen aufgewachsen sind,
etwas sehr Großes leisten. Wie im Fall von Emilie Schindler – es sind
Augenblicke, wo das Schicksal - oder ich erlaube mir zu sagen Gott - sich
für sein großes Werk die Kleinen dieser Welt aussucht.“
Die Ausstellung ist in Prag bis zum 5. Oktober zu sehen. Danach kann man
die Wanderausstellung vom 18. Oktober bis 15. November in der Synagoge in
Krnov / Jägerndorf besichtigen.
Fotos: Autorin
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL: http://www.radio.cz/de/artikel/108768
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