Es geht um den Umgang miteinander
   Generalsekretärin Christine Haderthauer über die
   Nachbarschaftsbeziehungen zu Tschechien.

Mitte September wurde die letzte Lücke der Autobahn A6 von Nürnberg nach Prag geschlossen. Die 54 Kilometer haben rund 378 Millionen Euro gekostet, viele Großbrücken sorgen für einen schnellen Transfer zur tschechischen Grenze. Am Brückenbau der bayerischen Bevölkerung zur tschechischen ist auch die Generalsekretärin Christine Haderthauer interessiert. Mit ihr sprach Stefanie Manger.

Frau Haderthauer, nachdem Edmund Stoiber sich in 14 Jahren Regierungszeit nicht ein einziges Mal mit der tschechischen Regierung getroffen hat, hat Ministerpräsident Günther Beckstein in zehn Monaten dreimal Regierungschef Mirek Topolanek besucht – wann waren Sie zuletzt in Tschechien?

Haderthauer: Ich war vor zwei Jahren zuletzt in Prag. Der Anlass waren medienpolitische Gespräche.

Angela Merkel hat in Prag gesagt, in Bayern ticken die Uhren anders. Was hat sie damit wohl gemeint?

Haderthauer: Angela Merkel unterstützt die Linie von Günther Beckstein und begrüßt, dass der Dialog von ihm zu Tschechien intensiviert wurde.

Die Benesch-Dekrete auf der einen Seite, die Forderungen der Sudetendeutschen Landsmannschaft auf der anderen Seite, wie sollen sich Bayern und Tschechen da annähern?

Haderthauer: Ziel des Miteinanders kann nicht sein, dass eine Seite ihre Position völlig aufgibt. Es geht vielmehr um den Umgang miteinander, wie wir mit- und übereinander sprechen.

Meinen Sie nicht, dass für Sudetendeutsche die Zeit reif ist, von Besitzansprüchen in Tschechien zurückzutreten?

Haderthauer: Ich kann nachvollziehen, dass die Sudetendeutschen ihre Besitzrechte auch nach Jahrzehnten noch geltend machen möchten.

Wie stellen Sie sich eine grenzübergreifende Politik vor, nachdem im Dezember 2007 der Schengen-Raum um Tschechien erweitert wurde?

Haderthauer: Seitens der Polizei, der Feuerwehren und anderer Hilfsorganisationen entwickeln sich immer mehr Kooperationen. Über solche Entwicklungen freuen wir uns natürlich. Es ist wichtig, der Bevölkerung Ängste vor der offenen Grenze zu nehmen und wirksame sicherheitspolitische Maßnahmen wie die Schleierfahndung zu stüzen. Klar ist auch: Nicht der Grenzverkehr aus Tschechien birgt Risiken, sondern der Transitverkehr der aus Drittländern über Tschechien nach Bayern kommt. Wir sind jedenfalls mit der Entwicklung an der Grenze zufrieden. Dies war auch Ergebnis der Konferenz „Ein Europa ohne Grenzen“ Anfang September.

17.09.2008
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Prager Zeitung