[11.09.2008] - Tagesecho - Christian Rühmkorf
Via Carolina – Angela Merkel weihte letzten Abschnitt der A 6 ein
Die Via Carolina, die alte Reichsstraße benannt nach dem berühmten
böhmischen König und römisch-deutschen Kaiser Karl IV., sie war früher
die wichtigste Verbindung zwischen den Reichsstädten Nürnberg und Prag.
Mit dem heutigen Tag ist sie auch nach modernen Maßstäben
wiedererstanden. Die letzte 20 Kilometer lange Lücke zwischen den
Autobahnen A6 auf deutscher Seite und D5 auf tschechischer Seite wurde
gestern geschlossen und feierlich von Angela Merkel und dem tschechischen
Verkehrsminister Aleš Řebíček eingeweiht. Nun heißt es tatsächlich freie Fahrt für
freie Europäer und zwar quer durch Europa, von Paris nach Prag. Und das
seit Ende 2007 sogar ohne den Pass aus der Tasche zu kramen.
„Wir freuen uns sehr, dass diese Autobahn Menschen verbindet, dass sie
die Tschechen und die Deutschen, dass sie Böhmen und Bayern verbindet und
dass daraus eine gute Nachbarschaft der Kultur, der Menschen, der
Wirtschaft entsteht. Das ist das Ziel – heute haben wir es erreicht. Gott
sei Dank!“
Dem bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein fiel gestern
hörbar ein Stein vom Herzen. Denn es war schon ein Problem, ...
„...dass wir dieses letzte Teilstück in Bayern noch nicht hatten,
während die Tschechen mit ihrer D5 fertig waren. Wie oft wurde uns gesagt,
dass die Tschechen schneller waren als wir.“
Eigentlich hätte die 20 Kilometer lange Autobahnlücke auf der A6
zwischen Amberg Ost und dem Kreuz Oberpfälzer Wald schon 2006 geschlossen
werden sollen, um die Verbindung Prag-Nürnberg zu komplettieren. Nun war
es erst gestern sowiet. Aber bei Kosten von 168 Millionen Euro waren die
Verhandlungen zwischen Bund und Land nicht einfach. Das weiß auch der
tschechische Verkehrsminister Aleš Řebíček, der ebenso angereist war:
„Die deutsche Seite hat schon ein kleines Trauma davongetragen, dass wir
schneller waren. Aber sie hatten ganz normale Probleme sich zu einigen. Das
ist eben ein demokratisches Land.“
Aber auch für die Tschechen ist die Schließung der Lücke wichtig, sagt
Řebíček:
„Im letzten Jahr sind wir dem Schengenraum beigetreten. Jetzt kann man
frei durch fast alle Länder Europas fahren und eben auch 1000 Kilometer
von Prag nach Paris ohne Grenzen und jetzt auch noch auf der Autobahn.“
Stargast bei der Aurobahneröffnung war niemand geringeres als
Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie erinnerte daran, dass die Achse
Prag-Nürnberg ein Jahrhunderte altes Erbe ist:
„Was hier wiederbelebt wird, das ist eine alte europäische
Handelsstraße: Via Carolina. Und der große, weitsichtige Karl IV., damals
zugleich deutscher Kaiser und böhmischer König, der hat etwas von
europäischen Dimensionen verstanden. Und es ist schön für uns, dass wir
auch in unserer Zeit dieses Zusammenwachsen Europas auf eine ganz neue Art
und Weise erleben können. Und der Bayerisch-Böhmische Knoten, der wird
viele Autofahrer, die eine Rast nehmen, noch daran erinnern, in welcher
Region sie sich jetzt hier aufhalten.“
Der Bayerisch-Böhmische Knoten, das ist eine fünf Mann hohe, fast drei
Tonnen schwere Bronze-Skulptur vom Amberger Künstler Harald Bäumler –
zwei große Kugeln, deren Verbindung ineinander verdreht ist: Ost und West
wachsen zusammen.
Und wir wären nicht in Bayern, wenn das letzte Wort nicht die Kirche
hätte: „Soll das Werk den Meister loben, doch der Segen kommt von
oben“.
Als Erste durften 700 Halbmarathon-Läufer die Autobahn ausprobieren.
Danach kam dann die Prominenz dran.
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL: http://www.radio.cz/de/artikel/108174
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