[21.08.2008] - Tagesecho - Daniel Kortschak
Gedenken an das Ende des Prager Frühlings vor 40 Jahren
Tschechien gedenkt des Einmarschs der Truppen des Warschauer Paktes vor
genau vierzig Jahren. Im ganzen Land fanden zahlreiche
Gedenkveranstaltungen statt.
Donnerstagmittag fand vor dem Gebäude des Tschechischen Rundfunks ein
Festakt zum Gedenken an die Kämpfe um das Rundfunkgebäude am 21. August
1968 statt. Senatspräsident Přemysl Sobotka, Vizepremier Alexandr Vondra,
Verteidigungsministerin Vlasta Parkánová, der Prager Oberbürgermeister
Pavel Bém und der Generaldirektor des Tschechischen Rundfunks, Václav
Kasík legten Kränze nieder.
Am Donnerstagvormittag empfing der tschechische Premierminister Mirek
Topolánek den slowakischen Premier Robert Fico in Prag.
Topolánek verwies auf die gemeinsame Geschichte beider Länder und
unterstrich die engen Bindungen zwischen Tschechien und der Slowakei:
„Es ist schon genügend Zeit seit dem August 1968 vergangen, um diesen
ganzen Zeitraum von der Demokratisierung bis zum gewaltsamen Einmarsch der
Armeen der Bruderstaaten ohne Verklärung zu bewerten. Das hat unsere
Schicksale geprägt. Wir denken, dass uns dieses Datum die historische
Erfahrung gibt, um bei der Führung unserer beiden Länder dazu zu
motivieren, gemeinsam für die Bürger der Tschechischen und der
Slowakischen Republik zu arbeiten. Damit wir, wenn schon nicht mehr in
einem gemeinsamen Staat, dann in einem Bündnis zweier außerordentlich gut
befreundeter Staaten leben.“
Auch Robert Fico betonte die gemeinsam erlebte Vergangenheit:
„Vor vierzig Jahren kam es zu Ereignissen, die den großen Traum der im
gemeinsamen tschechoslowakischen Staat lebenden Menschen vernichtet hat.
Den Traum einer Demokratisierung der Gesellschaft, den Traum eines
größeren Respekts der Menschenrechte. Auch für einen Politiker wie mich,
der zu dieser Zeit gerade einmal vier Jahre alt war, ist die Wirkung dieser
Ereignisse bis heute sehr stark. Ich bin daher sehr froh, dass unser
heutiges Treffen unter dem Eindruck der Geschehnisse vor vierzig Jahren
steht und dass wir die Gelegenheit haben, an viele interessante
Begebenheiten des Jahres 1968 anzuknüpfen.“
Staatspräsident Václav Klaus traf am Vormittag in Bratislava / Preßburg
mit seinem slowakischen Amtskollegen Ivan Gašparovič zusammen. Gemeinsam
erinnerten sie an die Geschehnisse vor vierzig Jahren.
Bereits am Mittwochnachmittag war Klaus mit dem österreichischen
Bundespräsidenten Heinz Fischer zusammengetroffen. Im direkt an der
österreichischen Grenze gelegenen südmährischen Weinbauort Mikulov /
Nikolsburg gedachten die beiden Staatsoberhäupter der Ereignisse im August
1968. Präsident Václav Klaus schilderte dabei seine ganz persönlichen
Erinnerungen an den Prager Frühling:
„Für unsere Generation war das Jahr 1968 mit klaren Hoffnungen
verbunden. Die größten Absurditäten des kommunistischen Systems waren
mit einem Schlag zu Ende. Für uns öffnete sich die Welt. Es war
erstaunlich, was die Zeitungen schrieben, was gedruckt wurde. Und was man
nun wieder offen sagen durfte. Nach diesem Hoffnungsschimmer war der 21.
August natürlich ein böses Erwachen."
Donnerstagabend lud Václav Klaus zu einer Gedenkfeier auf die Prager
Burg. Er empfing unter anderem ehemalige tschechoslowakische Soldaten, die
sich gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen gestellt hatten.
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL: http://www.radio.cz/de/artikel/107458
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