[18.07.2008] - Tagesecho - Luděk Kudláček
Gut gepflastert: Tschechisch-deutsche Verständigungsstraße ist zehn Jahre alt
Vor kurzem wurde der Schlacht zwischen Preußen-König Friedrich II. und
der österreichischen Kaiserin Maria-Theresia um die mittelmährische Stadt
Olomouc / Olmütz gedacht. Es war das 250. Jubiläum dieser militärischen
Auseinandersetzung. Damit verbunden war aber auch das zehnte Jubiläum der
Tschechisch-deutschen Verständigungsstraße.
Bei Olmütz, in der Nähe der mährischen Gemeinde Guntramovice /
Guntersdorf, entschied sich im Jahre 1758 das Schicksal der Habsburger
Monarchie. Preußen-König Friedrich II. wollte Olmütz erstürmen, um dann
freien Weg zur Eroberung von Wien zu haben. Doch am Ende siegten die
Österreicher. Mit einem erfolgreichen Manöver durchbrachen sie die
Belagerung der Stadt.
1998 starteten einige Bürger der Gegend eine Initiative. Die Idee war,
direkt auf dem Schlachtfeld einen Weg der Verständigung zu errichten, der
zu einem besseren Verständnis zwischen den Völkern beitragen soll –
besonders zwischen Tschechen und Deutschen. Einer jener, die die Idee
unterstützen, ist Jiří Sisák. Als Oberst des historischen
österreichischen Infanterie-Regiments nahm er an der Rekonstruktion der
Schlacht teil und beschreibt die Ziele der Verständigungsstraße.
„Eine tragende Idee der Verständigungsstraße heißt: Wenn ich meinen
Nachbar gut kenne, bin ich nicht fähig, ihm wehtun, geschweige denn gegen
ihn zu kämpfen. Vor zehn Jahren wurde die erste Steinplatte mit dem Namen
des Spenders auf die Verständigungsstraße gelegt. Heute gibt es bereits
mehr als 180 Steinplatten. Nicht nur die Verständigungsstraße erlebt
damit ihren erfolgreichen Ausbau, sondern auch die tragende Idee.“
Die Spender der Tschechisch-deutschen Verständigungsstraße stammen nicht
nur aus Tschechien, Deutschland oder Österreich, sondern auch aus
Frankreich, Polen, Portugal und sogar den USA. Bei jeder Verlängerung um
neue Steinplatten laden die Organisatoren alle bisherigen Spender ein. Auf
diese Weise kommt es zu internationalen Begegnungen. Wie die Straße
mittlerweile aussieht, beschreibt Sisák so:
„Die Straße beginnt symbolisch bei einem Hügelgrab, an dem steht, dass
in dieser Begräbnisstätte die unbekannten Gefallenen aus Preußen und
Österreich gemeinsam beigesetzt wurden. Die Verständigungsstraße selbst
ist zwei Meter breit und besteht aus Steinplatten von einer Größe von 25
auf 25 Zentimeter. Die Farbe der Steinplatten ist dunkelgrau, und mit
weißer Schrift sind der Name und das Motto des Spenders angegeben. Am
Rande jeder Steinplatte steht zudem, in welchem Jahr sie eingesetzt wurde.
Mit der Verständigungsstraße soll dazu beigetragen werden, dass die
europäischen Nationen nie mehr wieder in einen Militärkonflikt
gegeneinander geraten. Schlachten also sollte es dann nur noch in
historischer Rekonstruktion geben.
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL: http://www.radio.cz/de/artikel/106306
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