[05.06.2008] - Tagesecho - Christian Rühmkorf
„Toll, dass so etwas angeboten wird“ – Schüler aus Liberec machen Stadtführungen für Deutsche
Wenn Sie gerne mal über Grenzen schauen und Unbekanntes Sie lockt, dann
kommen sie in das nordböhmische Liberec / Reichenberg. Dort laden Schüler
vom Gymnasium F.X. Saldy - zu einer besonderen Stadtführung ein. Und los
geht´s.
„Wir sind Schüler und Lehrer der deutschen Abteilung des Gymnasiums F.X.
Šaldy hier in Liberec. Wir haben diese Stadtführung im Rahmen des
´DeutschKlubs´ vorbereitet. Das sind alles die Personen, die sie an dem
Namensschild erkennen. Dann würde ich sagen: Gehen wir los!“
Die Gruppe aus deutschen Stadt-Touristen, zwei Lehrern und mehreren
tschechischen Schülern bewegt sich vom Bahnhof in Richtung Stadtzentrum
von Liberec. Und schon stehen wir vor der ersten Kirche, ein halb
verfallenes Gebäude. Der Schüler Vašek erzählt ihre Geschichte. Und so
geht es von Kirche zu Kirche bis zur Synagoge. Altes und Modernes bekommen
die Teilnehmer der Stadtführung von den Schülern gezeigt und zwar von
außen und von innen. Dazwischen Erklärungen, wie es eigentlich um Kirche,
Glaube und Religion in Tschechien bestellt ist. Ermüdungserscheinungen bei
fast 30 Grad Celsius gibt es bei den Schülern und ihren Zuhörern kaum.
Vorbereitet hat diese Aktion der Lehrer Christian Bergen mit seinem
Kollegen Konrad Petter und natürlich den Schülern.
Herr Bergen, wie ist eigentlich die Idee für diese Stadtführung
entstanden?
„Die Idee ist aus dem ´DeutschKlub´ erwachsen. Das ist ein
jahrgangsübergreifendes Angebot der deutschen Abteilung des Gymnasiums
F.X. Šaldy, wo ein Kollege und ich versucht haben, Schülerinteressen auf
Themen zu bündeln, die etwas mit der deutschen Sprache zu tun haben. Da
ist dann auch die Idee gekommen, dass wir hier mit unseren Schülern
Kompetenzen haben, die Leute in Zittau interessieren könnten: Unsere
Schüler kennen sich hier in dieser Stadt gut aus und Leute aus Zittau
haben Interesse an Liberec.“
Wie oft hat die Stadtführung schon stattgefunden?
„Heute ist es die zweite Stadtführung. Die erste Stadtführung war ein
überwältigender Erfolg, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Aufgrund
eines Hinweises in der Sächsischen Zeitung sind zu unserer ersten
Stadtführung 200 Besucher gekommen. Dieser groβe Erfolg hat uns
angespornt, eine zweite Führung zu machen, diesmal aber nicht allgemein
zum Thema Liberec bzw. Geschichte in Liberec, sondern wir haben versucht,
ein neues Spezialthema zu finden: das Thema „Kirche, Glaube, Religion“.
Ich glaube, dass in der Region Oberlausitz oder Zittau im Besonderen ein
groβes Interesse an Liberec herrscht und das brauchte man einfach nur
herauszukitzeln und schon kommen 200 Leute.“
Ein Teilnehmer fällt aus der Gruppe heraus. Er führt einen Drahtesel mit
sich:
Ich sehe Sie hier mit dem Fahrrad auf der Stadtführung- woher kommen sie
angeradelt?
„Ich komme aus Olbersdorf im Kreise Zittau. Zweieinviertelstunden für
32 Kilometer!“
Die bis zu 30 Grad haben Sie also nicht davon abgehalten, zur
Stadtführung nach Liberec zu kommen?
„Nein, weil ich die letzte verpasst habe und diesmal unbedingt dabei
sein wollte. Die Schüler haben sich sehr gut vorbereitet und auch, wenn es
da noch den einen oder anderen Hänger gibt, finde ich es toll, dass
überhaupt so etwas angeboten wird.“
Nach gut zwei Stunden voller Geschichten und Einblicke verabschieden die
Schüler, Herr Petter und Herr Bergen ihre Besucher.
„Damit sind wir am Ende unserer kleinen Stadtführung durch Liberec. Ich
hoffe, es hat Ihnen Spaß gemacht. Und wir hoffen ein bisschen darauf, dass
sie Mundpropaganda für unsere nächste Führung am 14. Juni betreiben. Sie
wird um 10 Uhr am Bahnhof in Liberec anfangen. Ich wünsche ihnen noch
einen guten Heimweg und wenn sie wollen, dann schauen sie sich doch diese
wunderschöne Stadt noch ein wenig an.“
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL: http://www.radio.cz/de/artikel/104821
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