[07.04.2008] - Tagesecho - Jitka Mladkova
Prager Karlsuniversität feiert 660. Gründungsjubiläum
Am Samstag und Sonntag waren bereits seit den
Morgenstunden Menschenschlangen vor dem Eingang in das historische Gebäude der
Prager Karlsuniversität, kurz Karolinum, zu sehen. An den beiden Tagen konnten
die Besucher sowohl die Repräsentationsräume der Alma mater als auch die
romanisch-gotischen Kellerräume und die dort installierte Ausstellung aus einem
aktuellen Anlass besichtigen. Die Prager Karlsuniversität, eine der ältesten
Universitäten in Europa, feiert ihr 660. Gründungsjubiläum.
Genau am 7.
April vor 660 Jahren hat der Böhmische König und römisch-deutsche Kaiser, Karl
IV., die historische Urkunde über die Gründung der ältesten Universität in
Mitteleuropa unterzeichnet. Sie zog Studenten nicht nur aus Böhmen, sondern auch
aus Sachsen, Bayern und anderen Gebieten des damaligen Reiches an. Die
historischen Ereignisse im Lande sowie die gesamteuropäische Entwicklung haben
im Laufe der Jahrhunderte auch das Schicksal dieser traditionsreichen Hochschule
geprägt. Heute kann sie daher sowohl auf ruhmreiche als auch tragische Momente
ihrer Geschichte zurückblicken. Umfassende Möglichkeiten haben sich nach langer
Zeit erst mit der politischen Wende 1989 für die Karlsuniversität wieder
eröffnet. Die Zahl ihrer Studenten ist seitdem auf das Siebenfache gestiegen.
Heute hat die Universität 17 Fakultäten mit über 42.000 Stundenten. Das ist in
etwa ein Fünftel aller Studierenden in Tschechien. Eine große Herausforderung
haben unter anderem auch die internationalen Austauschprogramme gebracht. Auf
die Bilanz könne man stolz sein, sagte der Rektor der Karlsuniversität, Václav
Hampl:
„Vor kurzer Zeit
sind offizielle Statistiken der EU über die erfolgreichen
Studentenaustauschprogramme Sokrates und Erasmus erschienen. Aus diesen geht
hervor, dass die Karlsuniversität zu den zehn Universitäten zählt, die am
meisten Studenten ins Ausland entsendet. Dabei sind über 1000 europäische
Universitäten an den beiden Programmen beteiligt. Was das Interesse
ausländischer Studenten anbelangt, die bei uns studieren, hat die
Karlsuniversität den fünften Platz belegt. Das ist meiner Meinung nach eine
ausgezeichnete Position.“
Wichtig sind auch Kooperationen in der Forschung und die
Zusammenarbeit der Karlsuniversität mit anderen Universitäten. Aus Anlass ihres
660. Gründungsjubiläums findet in Prag ein zweitägiges Treffen der seit 1992
existierenden Vereinigung von zehn europäischen Spitzenuniversitäten, Europaeum,
statt. Die Prager Universität ist seit dem Jahr 2000 Mitglied. Akademiker von
den Universitäten in Leiden, Oxford, Bologna, Bonn, Krakau und anderen tauschen
sich über aktuelle Probleme des heutigen Europa und ihre Erforschung aus.
Schwerpunkt ist diesmal die Alterung der europäischen Bevölkerung.
Auf dem Programm steht auch eine Festversammlung der
akademischen Gemeinde, bei der vier Ehrendoktortitel der Karlsuniversität an
bedeutende Wissenschaftler aus Großbritannien, Japan, den Niederlanden und
Tschechien verliehen werden. Keine Politiker. Dazu Rektor Václav Hampl:
„Unser Hauptkriterium ist, dass es Persönlichkeiten aus
Wissenschaft und Gesellschaft sein sollen, die Bedeutendes geleistet haben.
Wegen der negativen Erfahrungen aus Zeiten des kommunistischen Regimes wird aber
momentan keinem aktiven Politiker mehr ein Doktorhut verliehen.“
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL:
http://www.radio.cz/de/artikel/102752
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