[15.02.2008] - Tagesecho - Till Janzer, Christian Rühmkorf
Amtsinhaber Klaus erneut zum Staatspräsidenten gewählt
Václav Klaus, das ist der Name des alten und auch des neuen tschechischen
Staatspräsidenten. Im dritten Wahlgang stimmte am Freitagabend eine
absolute Mehrheit der Parlamentarier aus Senat und Abgeordnetenhaus für
den Amtsinhaber, insgesamt erhielt er 141 Stimmen. Sein Herausforderer,
der
tschecho-amerikanische Wirtschaftsprofessor Jan Švejnar kam auf 111
Stimmen. Die dritte Bewerberin, die Europaparlamentarierin Jana
Bobošíková, zog noch am Wahltag vor Beginn der Abstimmung ihre
Kandidatur zurück.
Ins einer Ansprache unmittelbar nach seiner Wiederwahl zu einer weiteren
fünfjährigen Amtszeit wies Klaus auf den turbulenten Verlauf des
Wahlkampfs hin, bei dem sich sein Lager und das von Švejnar gegenseitig
mit Betrugsvorwürfen überhäuft hatten. Auch deswegen versicherte vor
den
anwesenden Politikern:
„Ich werde der Präsident aller Bürger der Tschechischen Republik
sein und genauso von Ihnen allen.“
Klaus-Herausforderer Jan Švejnar, der im dritten Wahlgang am Freitag
gegenüber den ersten beiden deutlich an Stimmen eingebüßt hatte,
sprach nicht von einer Niederlage. Zudem will er sich weiter an der
tschechischen Politik beteiligen:
„Ganz sicher plane ich mich zu engagieren. Auch wenn ich mich
noch nicht entschieden habe, wie und was ich machen werde. In jedem
Fall will ich jemand sein, der hier im Land ist und helfen wird.“
Der Wahltag hatte im Übrigen mit einigen Überraschungen begonnen. Zuerst
hatte der Sozialdemokrat Evžen Snitilý angekündigt, Klaus wählen zu
wollen,
obwohl seine Fraktion Gegenkandidat Švejnar unterstützt. Die Reaktion
kam prompt: Die Sozialdemokraten schlossen den Abgeordneten mit
sofortiger Wirkung aus der Fraktion aus. Zudem war die grüne Abgeordnete
Olga Zubová wegen Krankheit zu Hause geblieben und informierte ihre
verdutzten Parteikollegen nur per SMS. Deutlich zu spüren waren
auch die Spannungen innerhalb der Regierungskoalition, also zwischen
dem Klaus-Lager aus Bürgerdemokraten und den der Švejnar-Koalition
angehörenden Grünen. Ob das Verhältnis wirklichen Schaden erlitten hat,
fragte mein Kollege Christian Rühmkorf nach der Wahl den grünen
Bildungsminister Ondřej Liška:
„Das liegt jetzt in den Händen des Premierministers und seiner
Bürgerdemokratischen Partei. Ein starkes Argument für uns ist, dass
wir von Anfang bis Ende eine klare Richtung vertreten haben. Wir
haben klar über unsere Motivation gesprochen und klar gesagt, dass die
Präsidentschaftswahl außen vor dem Koalitionsvertrag vor bleibt,
wie es dort geschrieben steht. Wir sind jedenfalls bereit, weiter
an der Erfüllung des Koalitionsvertrags zu arbeiten.“
Seinen Willen, weiter in der Koalition fortzufahren, bekräftigte
im Übrigen gegenüber dem Tschechischen Fernsehen auch
Premier Mirek Topolánek.
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL: http://www.radio.cz/de/artikel/100950
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