[07.01.2008] - Tagesecho - Christian Rühmkorf, Pavel Polák
Premier Topolánek zu offiziellem Besuch in Wien
Der tschechische Premier Mirek Topolánek hält sich zu einem eintägigen
offiziellen Staatsbesuch in Wien auf. Auf dem Programm stehen unter
anderem
ein Treffen mit seinem österreichischen Amtskollegen Alfred Gusenbauer
und
ein Empfang beim österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer. Was
dabei herausgekommen ist und was Topolánek noch vorhat in Österreich,
dazu führte Christian Rühmkorf ein Gespräch mit Pavel Polak der für
Radio Prag den Premier begleitet hat.
Pavel, worüber haben der österreichische Bundeskanzler Gusenbauer
und der
tschechische Premier Topolanek gesprochen?
„Premier Mirek Topolánek und der österreichische Bundeskanzler haben
etwa anderthalb Stunden miteinander gesprochen. Die wichtigsten Themen
waren erwartungsgemäß die Kernenergie, insbesondere der tschechische
Reaktor Temelin, und die Erweiterung des Schengenraumes.“
Gab es schon eine vorläufige Bilanz zur Schengenerweiterung? Und wie
hat
man sich in der Diskussion um das Kernkraftwerk Temelin
verständigt?
„Von einer Bilanz kann mehr eher nicht sprechen. Topolánek und
Gusenbauer haben einstimmig bestätigt, dass Schengen ein großes
europäisches Projekt sei und das die Polizeiarbeit zwischen den beiden
Ländern noch verstärkt werden müsse. Das betrifft vor allem das
Operationszentrum in Drasenhofen. Bundeskanzler Gusenbauer betonte,
Schengen solle zum Schutz der Menschen dienen, nicht zum Nutzen der
Verbrecher. Im Zusammenhang mit der Schengenerweiterung wurde auch die
Frage mit dem Umgang von Asylanträgen diskutiert. Gusenbauer machte klar,
dass es für die österreichische Regierung nicht akzeptabel sei, dass ein
in Tschechien oder einem anderen europäischen Staat eröffnetes
Asylverfahren in Österreich beendet werden könne. Jedes Land müsse für
seine Asylbewerber selbst verantwortlich sein.“
Was wurde zu Temelin gesagt? Zeichnen sich hier neue Entwicklungen
ab?
„Bundeskanzler Gusenbauer betonte, dass Temelin kein Hindernis für die
österreichisch-tschechischen Beziehungen darstellt. Es bleibe dennoch ein
ungelöstes Problem. Ein wichtiger und richtiger Schritt war nach Ansicht
Gusenbauers die Errichtung einer interparlamentarischen Komission im
vergangenen Jahr. Jetzt könne die Diskussion sachlich und direkt geführt
werden. Danach werde man sagen können, ob die Tschechische Republik die
Bedingungen des Melker Abkommen erfüllt hat, so der österreichische
Regierungschef. Premier Topolánek merkte dazu nur an, dass sich die
Tschechische Republik für eine zivile Nutzung der Atomkraft entschieden
habe, Österreich dagegen nun einmal nicht. Dies sei eine Tatsache, die
man
akzeptieren müsse.“
Pavel, was steht noch auf dem Programm?
„Mirek Topolánek wird heute noch den Bundespräsidenten Heinz Fischer
treffen, außerdem die Vorsitzende des österreichischen Natinalrats
Barbara Prammer und den Finanzminister und Vorsitzenden der ÖVP, Wilhelm
Molterer.“
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL: http://www.radio.cz/de/artikel/99336
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