[14.11.2005] - Tagesecho - Martina Schneibergova
In Prag fand eine Konferenz über Bertha von Suttner
statt
Wenn sie heute leben würde, würde sie sich
höchstwahrscheinlich im Bereich der Entwicklungshilfe engagieren und sich für
die Beilegung der Konflikte in der Welt einsetzen. "Die Waffen nieder" lautet
der Titel ihres zweifelsohne bekanntesten Buches. Die Rede ist von Bertha von
Suttner, geborene Kinski. Als Sekretärin von Alfred Nobel bewog sie ihn dazu,
einen Friedenspreis zu stiften. Bertha von Suttner, geborene Kinski, wurde
selbst vor 100 Jahren als die erste Frau mit dem Friedensnobelpreis
ausgezeichnet. Aus diesem Anlass wurde in ihrer Heimatstadt Prag am vergangenen
Wochenende eine internationale Konferenz unter dem Motto " Die Bedeutung der
Gedanken von Bertha von Suttner für die Gegenwart" veranstaltet.
Die Konferenz fand unter der
Schirmherrschaft des tschechischen Premierministers Jiri Paroubek und des
österreichischen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel in der oberen Parlamentskammer
Tschechiens statt. Deren Vizepräsident Petr Pithart erinnerte einleitend unter
anderem daran, dass seit Suttners Zeiten inzwischen Hunderte von
Abrüstungskonferenzen auf den verschiedensten Ebenen einberufen wurden. Diese
waren mehr oder manchmal auch weniger erfolgreich. Schließlich seien es aber
nicht volle oder leere Waffenarsenale, die über Krieg und Frieden entscheiden,
sagte Petr Pithart und nannte das aktuelle Paradox:
"Zur stärksten, destruktivsten und treffsichersten Waffe,
die die ganze Welt einschüchtert, ist der zerbrechliche, verletzbare und
tödliche Mensch geworden - ein Mensch, der sich im Voraus entschied, an einem
bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit zu sterben - der Selbstmordattentäter,
der mit einem Gürtel aus Sprengstoff und Nägeln ausgerüstet ist. Dieser Mensch
kann von niemand und nichts am Töten gehindert werden. Selbst eine weltweite
Abrüstungskonferenz kann das nicht erreichen. Diesem Menschen fehlt nämlich der
innere Frieden, er ist von Hass erfüllt. Er kann nicht entwaffnet werden, weil
er anonym ist und vor allem, weil er entschlossen ist, für seine Sache zu
sterben."
Der innere Friede war Petr Pithart zufolge das zweite scheinbar
eher im Hintergrund stehende Thema von Bertha von Suttner. Über die
Abrüstungsmöglichkeiten von heute sagte Pithart:
"Abzurüsten bedeutet heute vor allem zu demokratisieren,
das heißt eher auf die Einhaltung der Bürger- und Menschenrechte zu bestehen als
nur die Zahl der Waffen zu reduzieren. In letzter Zeit geht es nicht nur darum,
den Staaten ihre Motive zur Kriegsführung zu nehmen, sondern auch Einzelpersonen
von ihrem Hass abzubringen, der sie zur Selbstopferung als einer Form des
Terrorismus führt. Dies ist eine viel schwierigere Aufgabe als die Aufgabe, die
die Staaten untereinander zu lösen haben."
Wie diese Bemühungen um den Frieden - auch vor allem den
inneren Frieden - unterstützt werden können, danach fragte ich die Vorsitzende
der Tschechischen Bertha von Suttner- Gesellschaft, Jana Hodurova:
"Ich glaube, dass wir gerade mit der jungen Generation
darüber sprechen müssen. Deshalb wurde die Friedenserziehung als Fach, das an
den Schulen unterrichtet werden soll, eingeführt. Nach dem neuen Unterrichtsplan
werden die Schüler zur Toleranz, zum Kampf gegen Gewalt, gegen Terrorismus und
zur Zusammenarbeit in der Welt erzogen. Ich bin Lehrerein an einer Schule im 9.
Stadtbezirk in Prag und wir bemühen uns darum, unserer Schule den Namen von
Bertha von Suttner zu geben. Drei Jahre lang arbeiten wir im Sinne der Gedanken
von Bertha von Suttner, und zwar der gewaltlosen Lösung von Konflikten."
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL:
http://www.radio.cz/de/artikel/72711
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