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München. Der CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt, Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft, erklärte zum Tod des Altsprechers der sudetendeutschen Volksgruppe, MdB a.D. Dr. Walter Becher, der fast 93-jährig in Pullach bei München verstorben ist: "Walter Becher war eine der großen, prägenden Gestalten unserer Volksgruppe. Schon als junger Mann in seiner böhmischen Heimatstadt Karlsbad als Redner und Publizist anerkannt, geriet er mit den Nationalsozialisten in Konflikt, was zu seiner Verhaftung, Verleumdung und Verfolgung führte. Nach dem Krieg nach Bayern vertrieben, wurde er rasch neben dem Gründer der Landsmannschaft, Rudolf Ritter Lodgman von Auen, zu einem Sammelpunkt und wesentlichen Integrationsfaktor der mehr als drei Millionen Menschen zählenden, politisch äußerst vielgestaltigen sudetendeutschen Volksgruppe. Als Sprecher und damit oberster Repräsentant der Sudetendeutschen, als über die Parteiengrenzen hinweg geachteter Landtags- und dann Bundestagsabgeordneter sowie als ungemein schöpferischer politischer Publizist und Schriftsteller prägte er Bayerns vierten Stamm wie kein Zweiter. Seine ganze Liebe gehörte Böhmen als einer völkerverbindenden Idee, die auch Mährer und Sudetenschlesier in ihren Bann zieht. In nahezu jedem Zimmer seines Pullacher Hauses fand sich ein Bild oder eine Karte, die einen Bezug zum alten Königreich Böhmen herstellte, das die gemeinsame Heimat von Tschechen und Sudetendeutschen war. Die historischen Gestalten, an denen er sich orientierte, waren Kaiser Karl IV. aus dem Hause Luxemburg, der von Prag aus alle drei großen Völkerfamilien des Kontinentes, Slawen, Germanen und Romanen, zusammenführte, aber auch Adalbert Stifters "Witiko", dessen Vermächtnis für ihn die Überwindung des Gegensatzes von Tschechen und Deutschen war. Falsches Versöhnlertum war Walter Becher ein Greuel, die Erneuerung des Zusammenlebens beider Völker im Herzen Europas aus tiefer und alter Wurzel hingegen Lebensinhalt. Als Mann des Rechts, der Politik und der Kultur entwickelte er aus der Geschichte Bauelemente für ein künftiges Europa, dessen Teilung durch den Eisernen Vorhang er nie anerkannte und auf der Basis der Menschenrechte vehement bekämpfte. Mit dem Sudetendeutschen Haus schuf er - in enger Zusammenarbeit mit Ministerpräsident Strauß - ein Zentrum, in dem der Geist Böhmens aufbewahrt werden sollte, bis er auch in den alten Ländern der Wenzelskrone wieder lebendig werden würde. Weil er diese Vision nie aufgab, hat er uns Jüngere stets beeindruckt und nachhaltig geprägt. Als einer der letzten Altösterreicher mit liebenswürdigem Wesen und umfassender Bildung wird er jedem, der ihm jemals begegnen durfte, unvergessen bleiben. |