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München, 25. August 2005
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Ehrung deutscher Widerstandskämpfer durch Prag
Sozialministerin Stewens: Entschuldigung ist Geste, weitere müssen
aber folgen - Vertreibung ist generell Unrecht
Als eine „Geste, der aber weitere folgen müssen“ bezeichnete Bayerns
Sozialministerin und Schirmherrin über die Sudetendeutschen, Christa
Stewens, die Erklärung der tschechischen Regierung vom gestrigen Mittwoch.
In ihr hatte sich Prag gegenüber denjenigen Sudetendeutschen entschuldigt,
die sich aktiv am Kampf gegen das nationalsozialistische Regime
beteiligten und dann vertrieben wurden.
„Ich freue mich, dass die tschechische Regierung mit dieser Erklärung
einen Stein aus der Mauer des Schweigens gebrochen hat und das Leiden der
sudetendeutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg allmählich
anzuerkennen beginnt“, betonte Stewens heute in München und fügte hinzu:
„Da es keine ‚gerechte’ Vertreibung gibt, darf man aber nicht die
Vertreibung der Antifaschisten als bedauerlich, die aller übrigen als
gerechtfertigt ansehen. Dies hätte keinen Bestand vor dem Rechtsempfinden
und der Würde des Menschen. Vertreibung ist immer Unrecht und ein Verstoß
gegen die Menschenrechte - ganz gleich, wen sie getroffen hat.“
Stewens: „Wenn die tschechische Regierung in ihrer Erklärung zudem eine
´Vertiefung der historischen Erinnerung´ beabsichtigt, kann ich dies nur
begrüßen. In der historischen Erinnerung hat der Begriff
´Feindbevölkerung´ keinen Platz. Ich wünsche mir darüber hinaus ein
kollektives europäisches Gedächtnis für die Erfahrungen aller Opfer von
Massenunrecht und Vertreibung. Vertreibung nur in Zusammenhang mit
deutschen Kriegsverbrechen zu stellen und damit beiseite zu legen, wird
den Zusammenhängen nicht gerecht und mündet in eine ethische und
historische Sackgasse. Wir befinden uns am Anfang des notwendigen
Dialogs.“
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