[23.08.2005] - Tagesecho - Bára Procházková
Verschwundene Geschichte wird lebendig
Die Geschichte des tschechisch-österreichischen
Grenzgebietes zeigt in diesem Monat eine Ausstellung in der südböhmischen Stadt
Ceske Budejovice / Budweis. Rund 35 Fotografien führen die Besucher in die
Tschechoslowakei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bara Prochazkova
berichtet:
Die Ausstellung hat sich zum Ziel gestellt, das
verschwundene tschechisch-österreichische Grenzgebiet zu zeigen. Vor allem auf
den Bildern des Böhmerwald-Fotografen Josef Seidel wird Geschichte lebendig. Die
Fotografien zeigen heute verschwundene Dörfer, aber auch inzwischen vom
Hochwasser zerstörte Kirchen oder andere Sehenswürdigkeiten, die es heute nicht
mehr gibt, erklärt der Vorsitzende des Vereins TAM-TAM, Roman Podhola:
"Es sind auf der einen Seite Bilder von Dörfern, Städten,
Häusern oder Sehenswürdigkeiten. Des Weiteren sind es Fotografien, die die
Arbeit im Wald oder in den Fabriken dokumentieren. Auf den Bildern kann man also
sowohl das Leben der Menschen als auch Gebäude sehen."
Die ersten Fotografien stammen von der Wende zum 20.
Jahrhundert und die jüngsten wurden kurz vor dem Ausbruch des Zweiten
Weltkrieges in der Region gemacht. Die Vertreibung der Deutschen aus Südböhmen
ist daher nur punktuell ein Thema, vielmehr zeigen die Bilder eine nicht mehr
existierende Landschaft, fügt Podhola hinzu:
"Um ehrlich zu sein, kam bei der Auswahl der
Bilder ein wenig Sehnsucht nach den alten Zeiten auf. Aber so sentimental sind
wir auch wieder nicht. Ich glaube aber, dass es schön ist, die Fotos zu sehen.
Gleichzeitig sollte man den Menschen ins Gedächtnis rufen, was es früher gab und
was heute schon unwiederbringlich verschwunden ist."
Im südböhmischen Verein TAM-TAM, der die Ausstellung
zusammengestellt hat, treffen sich Fotografen, Journalisten und
Geisteswissenschaftler, die sich für die Geschichte der Region interessieren und
sie auch weiter erforschen wollen. Sie organisieren Ausstellungen, geben
Publikationen heraus und veranstalten Diskussionen. Das Ziel für die kommenden
Monate und Jahre ist es für TAM-TAM, eine intensive Zusammenarbeit mit
bayerischen und österreichischen Vereinen aufzunehmen, um die gemeinsame
Geschichte auch gemeinsam zu erforschen.
Die erwähnte Ausstellung über die Geschichte des
tschechisch-österreichischen Grenzgebietes ist in Budweis, in der Galerie "U
beranka" / "Zum Lamm" noch bis Ende August zu sehen.
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL:
http://www.radio.cz/de/artikel/69898
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