Pressestimmen tschechischer Zeitungen zu Paroubeks Geste gegenüber deutschen Antifaschisten
„Lidové noviny“ (14.7.2005)
Als ich vor einigen Wochen in Lübeck das Museum im Geburtshaus von Thomas Mann besuchte, und unter den Exponaten seinen tschechoslowakischen Pass sah, war ich stolz auf die Erste Republik. Genauso sollten wir auf die Zehntausenden Sudetendeutschen stolz sein, die auch deshalb der Stimme der Freiheit den Vorrang vor der Stimme des Blutes gaben, da sie die demokratische Tschechoslowakei miterlebten. Wenn die Deutschen nun, 60 Jahre nach dem Krieg, ihre Helden suchen, die sich gegen den Nationalsozialismus stellten, dann bilden „unsere Deutschen“ unter ihnen eine unübersehbare Gruppe. Die Anerkennung dieser Leute hat aber nur sehr wenig mit der sudetendeutschen Landsmannschaft gemeinsam, und noch weniger mit den bilateralen Beziehungen zu Deutschland.
„Mladá Fronta Dnes“ (15.7.2005)
Alle bisherigen Vorschläge stießen auf Widerstand der Opposition und der stärksten Regierungspartei. Deshalb enthält der Vorschlag originäre Neuerungen. Erstens: Der einzig verlässliche Weg, wie man die undisziplinierten und zerrütteten Sozialdemokraten dabei auf einen Nenner bringt, ist, dass sie sich in dieser Sache mit den Kommunisten verbinden. Deshalb kommt Premier Paroubek mit der Idee einer Geste, die (auch und nicht zuletzt) die sudetendeutschen Kommunisten betrifft. Der überraschte Grebeníček konnte nicht anders, als bedingt zuzustimmen. Das zweite originäre Element ist, dass es nicht um eine Entschädigung gehen soll, sondern um eine „Anerkennung“.
Hospodářské noviny (18.7.2005)
In nicht ganz drei Monaten hat Paroubek seine Position unerwartet schnell gefestigt. Jetzt zog er einen Frührentner auf seine Seite, der mit seinem giftigen Geist bereits zwei sozialdemokratische Vorsitzende ins Genick biss. Der Hintergrund der banalen Vorstellung vom Wochenende ist natürlich ein ernster: Es geht um die Prager Burg, die Regierung und die Zusammenarbeit mit der KSČM. Die Sozialdemokraten träumen davon, dass sie in Zusammenarbeit mit den Kommunisten ein wichtiger Teil der Regierung bleiben und ihren Mann (Zeman) als Präsident auf die Prager Burg befördern können.
|