[12.07.2005] - Tagesecho - Andrea Fischer
Das Geheimnis um den Inhalt der alten Grabstätte des Karl IV. ist gelüftet
Die alte Grabstätte der Königsfamilie des Karl IV. wurde im März dieses
Jahres unter dem Boden des Veitsdoms auf der Prager Burg wieder entdeckt.
Archäologen ist es gelungen mittels neuster geophysikalischer Methoden den
Innenraum der Grabstätte zu erforschen. Nun sind einige Exponate des Fundes
für die Öffentlichkeit in der Ausstellung "Geschichte der Prager
Burg" zugänglich. Auf historische Spurensuche begab sich Andrea
Fischer:
Der deutsch-böhmische Kaiser Karl IV. ließ in der Mitte des 14.
Jahrhunderts für sich und seine Familie auf dem Gebiet des heutigen
Hradschin eine königliche Grabstätte errichten. Die sterblichen Überreste
des Kaisers wurden im 16. Jahrhundert in eine andere Gruft verlegt. Die
ursprüngliche Grabstätte, die genau unterhalb des Hauptaltars im Veitsdom
liegt, blieb über 130 Jahre unerforscht und damit ein sagenumwobenes
Geheimnis.
Im März dieses Jahres gelang dann einer Gruppe von Archäologen den Erfolg:
Nach fünfjähriger Vorbereitung konnte mittels einer Kamera die Grabstätte
auf ihren Inhalt erforscht werden. Wie das von statten ging erklärt die
Kunsthistorikerin Jana Marikova-Kubkova, die bei der Entdeckung mit dabei
war:
"Wir haben mittels geophysikalischer Methoden den Hohlraum
erforscht. Wir wussten vorher, dass es die Grabstätte gibt, aber nicht wie
sie aussieht und was wir dort finden werden. Als wir uns dann zum
Durchbohren entschlossen haben, herrschte eine große Unsicherheit. Als uns
aber der Durchbruch gelang, waren wir zuerst natürlich angespannt, aber
danach begeistert."
Die Wissenschaftler haben in der Grabstätte, die in zwei Kammern
aufgeteilt ist, Teile von Särgen, Knochen und Bekleidungsstücke von
kirchlichen Würdenträgern vorgefunden. Unter diesen Teilen war das
Bestattungsgewand des Johann von Görlitz, Sohn von Kaiser Karl dem IV.
Milena Bravermanova, Archäologin und Zeitzeugin dieses Fundes, betont in
ihren Aussagen die Bedeutung dieses Kleides:
"Es sind unvergleichliche einmalige Unikate. Auf der Welt existieren
wenige vergleichbare Stücke. So ein Stück ist nirgends zu finden, sei es
ein Kleid von Johann von Görlitz oder ein Stück der damaligen Mode. Wäre
Johann von Görlitz Kaiser gewesen, wäre er in einer kaiserlichen Robe
beigesetzt worden. Da er aber kein Herrscher war, hatte er ein
gewöhnliches Gewand an. Es ist deshalb eine einmalige Dokumentation der
damaligen Mode."
Dieses einmalige Exponat des gotischen Kleidungsstückes ist von nun an in
der Dauerausstellung "Die Geschichte der Prager Burg" zu sehen,
die sich im alten königlichen Palast der Burg befindet. Mehr zur
einzigartigen Geschichte des Fundes hören Sie in der nächsten Ausgabe der
Sendereihe "Spaziergang durch Prag" am 23. Juli.
Source: Czech Radio 7, Radio Prague
URL: http://www.radio.cz/de/artikel/68452
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