Denn eines der Gesprächsthemen mit dem österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel soll eine Versöhnungsgeste gegenüber den sudetendeutschen Antifaschisten sein, gab der tschechische Premier gestern bekannt. Denn Paroubek möchte der Regierung in den kommenden Wochen einen Vorschlag für eine Versöhnungsgeste gegenüber den noch lebenden sudetendeutschen Antifaschisten vorschlagen. Zu den betroffenen Menschen gehören unter anderem Sozialdemokraten, Kommunisten oder Geistliche, die 1938 aktiv für die Rettung der Tschechoslowakei aufgetreten sind, sagte Paroubek (CSSD) vor seiner Wien-Reise.

Sein Engagement stieß auf der tschechischen politischen Szene auf Überraschung. Es sei unverantwortlich, die alten Lasten des Zweiten Weltkrieges erneut zu thematisieren, sagte der Europaabgeordnete der Demokratischen Bürgerpartei, Jan Zahradil (ODS). Die Christdemokraten begrüßen eine Versöhnungsgeste hingegen, meinte ihr Fraktionsvorsitzender Jaromir Talir (KDU-CSL). Auch die liberale Freiheitsunion kämpfe seit Jahren für eine Aussöhnung mit den Sudetendeutschen, betonte deren Vizeparteichef Frantisek Pelc (US-DEU). Die Kommunisten werden sich zu dem Vorschlag des Ministerpräsidenten erst äußern, wenn die Form einer solchen Versöhnungsgeste bekant sei, sagte der Fraktionsvorsitzende der Kommunisten, Pavel Kovacik (KSCM).

Gerade über die Form der Geste und über die bilateralen Beziehungen möchte Premier Paroubek mit Wolfgang Schüssel in Wien verhandeln und später auch mit dem österreichischen Präsidenten Heinz Fischer zusammenkommen. Unser Mitarbeiter Gerald Schubert wird den tschechischen Ministerpräsidenten auf seiner Wien-Reise begleiten, um Sie in Radio Prag über die aktuellen Entwicklungen direkt zu informieren.