Mai 2005

255.05

München, 14. Mai 2005

Eröffnung des Sudetendeutschen Tages 2005

Sozialministerin Stewens fordert Gerechtigkeit gegenüber Heimatvertriebenen: Vertreibungen sind eigenes Unrecht

„Gerechtigkeit gegenüber den 15 Millionen deutschen Heimatvertriebenen durch die Anerkennung des Vertreibungsunrechts als eigenes Unrecht“ forderte Bayerns Sozialministerin Christa Stewens heute in Augsburg bei der Eröffnung des 56. Sudetendeutschen Tages, der dieses Jahr unter dem Motto „Vertreibung überwinden – Ausgleich schaffen“ steht.

Stewens: „Es darf nicht weiter Übung bleiben, das Unrecht der Vertreibung nur im Zusammenhang mit deutschen Kriegsverbrechen zu sehen und damit beiseite zu legen - denn solche Betrachtungen münden in eine ethische und historische Sackgasse.“ Die Verrechnung einer Untat mit einer vorausgegangenen steht nach den Worten der Ministerin außerhalb unserer Rechtstradition. Zudem verwische ein solches Verrechnen Verantwortlichkeiten und missachte die Würde der Opfer. Stewens: „Vor allem aber steht es jedem ernsthaften Bemühen entgegen, das Geschehene auf beiden Seiten kritisch aufzuarbeiten und Probleme gemeinsam zu lösen.“

Mit Blick auf die Feiern zum Kriegsende vor 60 Jahren bedauerte Stewens, dass das Schicksal von 15 Millionen deutschen Heimatvertriebenen an den Rand gerückt wurde. „Ein Europa, das von diesen Seiten seiner Geschichte keine Kenntnis nimmt, ist noch nicht bei sich angekommen“, betonte Stewens und fügte hinzu: „Wir haben es in Europa mit einer geteilten Erinnerung zu tun. Noch fehlt ein kollektives europäisches Gedächtnis für die Erfahrungen aller Opfer von Massenunrecht und Vertreibung. Hier brauchen wir einen besseren Dialog mit unseren Nachbarn - und kein Schweigen der Regierungen.“