Auch im Amt des Geistlichen Beirats gab es einen Wechsel, der 49jährige Prof. Dr. Albert Rethmann (Münster) folgt auf Msgr. Anton Otte (70), der das Amt ganze 19 Jahre ausübte. Auch Rethmann wurde ohne Gegenstimme gewählt.
Damit stehen an der Spitze des katholischen Laienverbandes erstmals zwei Personen, die nicht der Vertriebenen-Generation angehören. Die 1946 von aus dem Sudetenland vertriebenen Katholiken gegründete Ackermann-Gemeinde setzt sich für die Aussöhnung zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken ein. Kastlers Familie stammt mütterlicherseits selbst aus Böhmen. Der gebürtige Nürnberger Martin Kastler, studierte in Erlangen und in Prag, wo er auch Tschechisch lernte und unter Václav Havel in der Präsidentenkanzlei arbeitete. 2001 heiratete er in der „Goldenen Stadt“ seine aus Mähren stammende Frau, seine beiden Söhne wachsen zweisprachig auf.
Bei seiner Vorstellung sagte der CSU-Politiker, er wolle künftig noch mehr in die Zukunft blicken. „Die Vertreibungsgeschichte ist unsere gemeinsame Identität in der Ackermann-Gemeinde. Aus der Geschichte ziehen wir die Konsequenz, entschieden für Versöhnung und Freundschaft in ganz Europa einzutreten ohne Vorbedingungen.“ Kastler plädierte dafür, sich künftig weiter zu öffnen und auch in andere europäische Nachbarländer Kontakte und Freundschaften zu knüpfen. Er erinnerte zudem die Delegierten daran, dass die Ackermann-Gemeinde vor allem ein christlicher Sozialverband sei und hier vielfältige Aufgaben in Deutschland und Europa warten. Erst kürzlich trat die Ackermann-Gemeinde als einer der ersten Verbände, der von Kastler initiierten Kampagne für einen europaweiten Schutz des Sonntags bei, die mittlerweile schon rund 11.000 Anhänger zählt.
Rethmann betonte bei seiner Vorstellung, dass er keinerlei Vertreibungshintergrund in seiner Familie habe. Aber der Diözesanpriester aus Münster lehrte sechseinhalb Jahre lang als Theologieprofessor an der Karlsuniversität in Prag und kehrte Tschechien nur ungern den Rücken. Seit 2009 ist Rethmann Gründungsdirektor des Instituts für Weltkirche und Mission an der Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main.
Rethmann beschäftigt sich seit Mitte der 90er Jahre intensiv mit Osteuropa. Dem Bundesvorstand der Ackermann-Gemeinde gehört er wie Kastler seit 2004 an. Vor sieben Jahren gründete er an der Universität in Prag das Zentrum für Migrationsstudien. Kastlers Vorgänger Adolf Ullmann aus Würzburg fungierte seit 2004 als Bundesvorsitzender. Msgr. Anton Otte war seit 1991 Geistlicher Beirat auf Bundesebene. Seitdem ist er auch Leiter der Arbeitsstelle der Ackermann-Gemeinde in Prag, dieses Amt wird er auch weiter ausführen. Überhaupt versprachen das ehemalige Führungsduo, dass sie auch weiterhin kräftig in der Ackermann-Gemeinde mitarbeiten wollen.
Kastler dankte Ullmann und Otte für „ihr vorbildliches Engagement in der Ackermann-Gemeinde und ihren wertvollen Beitrag zur Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen.“ Kastler lobte auch den reibungslosen Generationswechsel, der vorbildhaft sei. Denn der gesamte Bundesvorstand war aus eigenem Antrieb zurückgetreten, um ein deutliches Zeichen der Ackermann-Gemeinde für die Verjüngung zu setzen. „Damit wird auch deutlich, dass es eine gewisse Akzentverschiebung des größten katholischen, sudetendeutschen Verbandes gibt“, so Kastler „der sich künftig noch mehr über eine gemeinsame europäische Zukunft definieren will, als vorwiegend über die Vergangenheit“. Zu Kastlers Stellvertretern wurde Herwig Steinitz aus dem Bistum Limburg, Dorothea Schroth (Erzdiözese München-Freising) und Dr. Gerburg Thunig-Nittner aus der Erzdiözese Berlin gewählt.
Die Ackermann-Gemeinde veranstaltet jährlich eine Vielzahl von deutsch-tschechischen und mitteleuropäischen Begegnungen: von den Kinderwochen „Plasto Fantasto“ bis zum politischen Brünner-Symposium. Mit einem eigenen Sozialwerk unterstützt die Ackermann-Gemeinde die Kirche und die deutsche Minderheit in der Tschechischen und Slowakischen Republik (www.sozialwerk-ag.de). Jugendverband der Ackermann-Gemeinde ist die Junge Aktion (www.junge-aktion.de) Als katholischer Verband ist die Ackermann-Gemeinde Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Die Ackermann-Gemeinde der Diözesen Eichstätt und Bamberg hat in Nürnberg ein eigenes Büro im Haus der Stadtkirche (Vordere Sterngasse 1).